Freitag, 30. April 2021

Hornwerk am Hornturm

Über das ehemalige Hornwerk im Hornturm erfahren wir bei Rudolf QUOIKA, Altösterreichische Hornwerke, Berlin 1959, 24:

„Vom  äußeren Klosterhof führt ein Einfahrtstor unter dem Hornturm in den inneren Klosterhof. Es ist ein  charakteristischer Torbau des Frühbarock mit reichem Figurenschmuck aus der Zeit des Abtes Clemens Scheffer OCist  (1656 — 1663).  Im Turmgeschoß befindet sich  ein  Pfeifenwerk aus dem Jahre 1720.“

Dagobert FREY, Das Stift Heiligenkreuz. Wien-Augsburg 1926, 38.


Dieses Hornwerk,  übrigens das größte seiner Art, ist eine Schöpfung des Abtes Gerhard Weichselberger OCist (1705 —1728). 

J. Fitzga, Das Pfeifenwerk im Stift Heiligenkreuz. In: Monatsblätter des Altertumsvereins in Wien, Jg.1909, 123. 


Als Erbauer werden die beiden Brüder Ferdinand Josef und Johann Ulrich Römer aus Wien genannt, die 1721 die große Stiftsorgel in Heiligenkreuz erbauten. Die Annahme liegt dabei nahe, daß auch das Hornwerk von beiden jahrsdarauf vollendet wurde. Da dieses Instrument große Vollkommenheit zeigt und eine Synthese zwischen Gotik und Barock darstellt, kommt als Erbauer nur ein erster Meister in Frage und die Brüder Römer, die 1720 die große Orgel im St. Stephansdom in Wien erbauten, verfügten über das notwendige Können. Stiftsorganist Fitzga meldet eine Orgelreparatur für das Jahr 1705, die indes kaum dem Hornwerk gegolten haben kann, wenn dasselbe nicht etwa ein älterer Bau sein sollte, den Abt Gerhard vergrößern ließ. Die zahlreichen Türme des Stiftes in damaliger Zeit lassen das Vorhandensein eines Hornwerkes vermuten, doch dürfte Orgelbauer Lober 1705 die Chororgel erneuert haben. 1795 arbeitete der Wiener Orgelbauer Gottfried Malich (Mallek) mit seinem Gehilfen Nikolaus Hindznidel aus Würzburg am Horn, das 1909 nochmals gründlich vom bekannten Wiener Orgelbaumeister Josef Ullmann auf Veranlassung des Abtes Gregor Pöck OCist überholt wurde, wobei die Holzpfeifen erneuert wurden. Der Meister, sein Sohn Franz und die Gehilfen konnten das Horn am 19. März 1909 vollenden und zum Wiedererklingen bringen. Gegenwärtig sind nur die Bälge, die Windladen und ein Teil der Holzpfeifen vorhanden, während Metall- und Zungenpfeifen vollständig fehlen. 

Die Zungenstimmen unterlagen dem natürlichen Verschleiß, die Labialpfeifen aus Metall fanden den Weg der Kriegsmetallsammlung, ein Teil kam in Abgang und der Rest, 39 Kilogramm, wurden für die Erneuerung der großen Stiftsorgel verwendet (1953). Mitteilung von J. Mertin, Wien.